Streiks und Demos
Ja, man merkt, dass ich krank bin, gelle? So oft hab ich den letzten Monat nicht hier reingeschrieben! Jetzt nutz ich halt mal die Zeit, die ich zuhause rumhaenge (bzw. rumhaengen muss) und meine Mitbewohner nicht da sind und das Internet brauchen. Achja, ich hab ein bisschen was an den Einstellungen geaendert, man sieht jetzt immer nur noch zwei Eintraege pro Seite, den Rest findet ihr rechts unter "Previos Posts". Damit ihr auch nix verpasst, gell! ;-)
Nachtraeglich stell ich hier mal ein paar Bilder von der Uni rein. Ja, das ist wirklich die Uni, auch wenn es nicht danach aussieht...

Ausserdem gibts hier Staende mit Essen, Schreibzeug, Schmuck, gebrauchten Buechern, gebrannten CDs und DVDs... Alles was man an der Uni halt so braucht, gell?
Das hier ist das CEFyL, das Centro de Estudiantes de la Facultad de Filosofia y Letras. Wenn man in nem Seminar was lesen muss (und das muss man oft und viel!) fuehrt hier kein Weg dran vorbei. Kein Argentinier kauft sich irgendwelche Buecher, alle Texte, die man braucht, kann man hier kopiert kaufen. Aus den Listen, die ihr seht, muss man sich den Code des Textes raussuchen den man braucht, Nummer ziehen (auch hierin sind die Argentinier Weltmeister ;-)), warten bis man den Text bekommt und dann in der zweiten Schlange auf die Kasse warten. Geschickter Service, keine Frage, wenns nicht immer nur so lange dauern wuerde...
Und wenn jemand glaubt, dass der Marxismus ausgestorben ist, der wird hier vom Gegenteil ueberzeugt! Sehr links alles hier. Rechts oben findet ihr den Todfeind:
In jede Vorlesung kommt auch mindestens eine der vielen Studentengruppen um ihr Meinung kundzutun und zu einer Demo aufzurufen oder Unterschriftenlisten rumgehenzulassen. Ist im Moment auch die Hochzeit fuer sowas: vor ein paar Wochen war ja der 30. Jahrestag der letzten Militaerdiktatur, der ein grosser Streitpunkt war, vor allem die Art und Weise, wie mit der Erninnerung daran umgegangen wird, zum Beispiel, die Tatsache, dass der Tag des Militaerputsches dieses Jahr zum ersten Mal zum Feiertag ernannt wurde. Und im Moment streiken die Dozenten an den oeffentlichen Unis landesweit, unterstuetzt von den Studenten, fuer bessere Loehne (50% der Dozenten werden nicht bezahlt und der Rest bekommt laecherlich wenig). Das ist hier schon Tradition und jedes Semester dasselbe. Das heisst, ich hab grad ziemlich wenig Uni, weil es immer wieder Streiktage gibt, die dann meist auch die Tage sind, an denen ich Uni habe. Tja, bleibt mir schon mehr Zeit, die Stadt zu erkunden!
Der naechste Grund, auf die Barrikaden zu gehen: im Moment wird der neue Rektor der Uni gewaehlt, das passiert hier alle vier Jahre. Der Kandidat mit den besten Chancen heisst Alterini und war unter der letzten Militaerdiktatur Richter und hat da auch irgendeine mysterioese Rolle gespielt. Echt keine Ahnung, warum der die besten Aussichten hat. Auf jeden Fall mobilisiert so ziemlich die ganze Uni gegen ihn - d.h., die Studenten besetzten das Gebaeude, in dem die Versammlung zur Wahl stattfinden soll und verhindert so, dass ueberhaupt gewaehlt wird. Das ist jetzt schon dreimal passiert und so langsam beginnt die Suche nach Alternativkandidaten. Bleibt also spannend.
Ja, und auch sonst ist der Argentinier sehr streik- und demofreudig. Wenn hier nicht einmal am Tag fuer oder gegen irgendwas auf die Strasse gegangen wird, stimmt was nicht. Die Plaza de Mayo und der Obelisco sind die beliebtesten Plaetze dafuer, aber auch ne einfach Strasse tut´s. So geschehen letzte Woche an meinem Haus vorbei:


Demo der bolivianischen Arbeiter, die zum Teil unter uebelsten Bedingungen hier in Naehwerkstaetten arbeiten - der traurige Grund war, dass die Woche davor vier Bolivianer bei einem Brand in einer dieser Werkstaetten umgekommen sind.
Ja, ausserdem hat letzte Woche ein paar Tage lang die Subte gestreikt (siehe Bericht "Mendoza"...), was wirklich die Stadt lahmgelegt hat. Und auch so muss man sich nicht wundern, wenn man ploetzlich Trillerpfeiffen und Sprechchoere hoert und wenig spaeter ein Trupp Argentinier mit Plakaten bewaffnet um die Ecke kommt. Man kann hier echt schon fast von Streikkultur sprechen... ;-)