16 Mai 2006

Ausflug ans Meer...


Jutta, Philipp (nochmal ein Deutscher) und Sigrun (aus Norwegen)

Naja, fast... Was hier aussieht wie Campingurlaub war ein kleiner Sonntagsausflug an den Río de la Plata, der hier auf der Höhe von Buenos Aires so breit ist, dass man tatsächlich meinen könnte, man sei am Meer... Leider ist das "Meer" hier wenn man genau hinschaut ne braune Brühe, aber eigentlich wars dort echt hübsch, findet ihr nicht?:





Wir sind dort mit Philipps VW-Bus (extra aus Deutschland eingeschifft, der Verrückte...) hingetuckert und haben uns zwischen lauter Argentiniern ein Plätzchen direkt am Flussufer gesucht und uns in die Herbstsonne gesetzt. Ja, langsam wird´s hier Herbst - bzw. für die meisten Argentinier ist hier schon Winter, die rennen mit den Rollkragenpullis und Daunenjacken durch die Gegend. Dabei wissen die gar nicht, was für einen tollen Herbst sie haben. Wie Frühling, nur gelb, meinte Sigrun gestern und damit hat sie absolut recht: nix von wegen novembergraues Pisswetter wie in Deutschland, sondern blauer Himmel und Sonne, ein bisschen Wind und einmal im Monat fallen fünf Tropfen vom Himmel! Und wirklich kalt ist es auch nicht.
Ja, eigentlich wollten wir gestern noch ein Asado machen, aber nachdem auf der Wiese kein einziger Argentinier gegrillt hat, haben wir daraus den logischen Schluss gezogen, dass das verboten sein muss und haben das ganze in die winzige Campingbusküche verschoben. War trotzdem lecker und wir haben uns einfach ganz faul noch einen wunderhübschen Sonnenuntergang überm Fluss angeschaut - chilliger (gelle, Heidi? ;-))Sonntag!

Ihr Lieben in Deutschland und sonst überall auf der Welt (bzw. zumindest die, die hier ab und zu reinschauen), seid gegrüsst und gedrückt!
P.S.: Wisst ihr was ich für ne Butterbrezel geben würde?

11 Mai 2006

Kaesspaetzle!


Was machen zwei Schwaben in Argentinien, die Sehnsucht nach Essen aus der Heimat haben? Spaetzle schaben und zu Kaesspaetzle verarbeiten! Letzte Woche hab ich doch tatsaechlich das erste Mal in meinem Leben Spaetzle geschabt - und das in Argentinien! Vadder, du waersch schtolz auf mich! ;-) (Sorry Jutta, den Satz musste ich einfach klauen!) Die Frau Erlenmayer und ich haben uns also in der winzigen Kueche von der Jutti unfoermige Spaetzle produziert und hatten einen Heidenspass! Und es war sooo lecker! Hat sogar unserer chilenischen Freundin Dani und Juttas argentinischer Mitbewohnerin Mariana geschmeckt! Als naechstes sind dann meine Mitbewohner mit bekocht werden dran - haben sich schon beschwert, dass wir die Aktion nicht hier bei mir gestartet haben! Essen mussten wir leider picknickmaessig auf dem Boden, weil Juttas WG nur zwei Stuehle besitzt, hat aber nix gemacht, weils auch so saulustig war! (auf dem Foto sitzt links Dani, daneben Mariana)
Also, in diesem Sinne: ein herzlicher Gruss ans Schwobalaendle!

03 Mai 2006

Freizeitstress!

Kaum bin ich wieder gesund, kann ich mich vor Fiestas und sonstigen Unternehmungen kaum retten! Unser Besuch (die beiden die da im Park rumhaengen) will ja auch was geboten kriegen... Letzte Woche war echt der Wahnsinn: erst ein super Tangokonzert mit Jutta und unseren Chilenos, dann ne Party, wo ein Freund von Ninas Mitbewohner aufgelegt hat. Am Freitag dann ein kleiner Hoehepunkt: Fiesta de disfraces, also Kostuem- bzw. Mottoparty bei Paula, einer Argentinierin, die wir in Mendoza kennen gelernt haben. Die hat ungefaehr die dritte Party anlaesslich ihres 30. Geburtstags geschmissen, den man ihr weder ansieht noch anmerkt - hier gibts echt sauviele Leute, die schon um die dreissig sind, die man aber locker auf mein Alter bis hoechstens 25 schaetzen wuerde! Wie auch immer, die Kostuemfiesta war saulustig - nachdem wir uns ewig den Kopf zerbrochen haben, als was wir gehen sollen (Motto: Film und Serien) sind Jutta und ich in so ne Einkaufspassage mit lauter Secondhand-Laeden gefahren und haben uns dort sowohl mit Verkleidung als auch mit ziemlich geilen Klamotten eingedeckt, schon allein das hat sauviel Spass gemacht! Jutta ist dann als Mary Poppins gegangen, ich als Minnie Mouse und Rebecca als Diva. Die Party war lustig, als sie dann mal endlich angefangen hatte - die Typen von dem Raum haben den Raum an zwei Gruppen gleichzeitig vermietet, sodass wir erst mal zwei Stunden gewartet haben, bis wir um drei Uhr dann mal reindurften... Aber eigentlich ist die Uhrzeit fuer argentinische Fiestas ja normal!
Samstag dann ne Party von zwei der unzaehligen Filmstudenten hier in BsAs, die Geld fuer ihren naechsten Kurzfilm zusammen kriegen wollten - auch lustig, aber auch erst ab halb vier oder so richtig was los! Sonntag war ein Asado (= argentinisches Grillgelage) in Ninas WG, zwischendurch waren wir dann noch in Palermo auf der Feria, hatte ich Tangokurs, am Montag waren wir in Tigre, gestern shoppen (hab jetzt endlich Chucks!) und und und...


Irgendwann war auch die schoenste Verkleidung am A...

Tigre

Das lange erste Maiwochenende haben wir genutzt, um nach Tigre zu fahren. Tigre ist eine kleine Stadt in der Naehe von Buenos Aires (ca. 30 km), mit dem Zug faehrt man eine knappe Stunde hin und man zahlt sage und schreibe 95 centavos fuer eine Fahrt, unglaublich. Das besondere an Tigre ist, dass es am Delta des Flusses Paraná liegt. Das Delta besteht aus vielen kleinen Inseln, die von Fluessen und Kanaelen durchzogen sind. Auf diesen Inseln haben die etwas besser betuchten Porteños ihre Ferienhaeuschen stehen. Das sind echt huebsche Haeuschen und jedes Haus hat einen Steg in den Fluss rein, sieht total idyllisch aus. Vom Hafen in Tigre kann man mit dem Boot durch das Delta fahren, anders geht das auch gar nicht, weil es nur Wasserstrassen gibt und das Boot dort sozusagen der Bus ist... Ich war echt begeistert vom Delta - dort ein paar Tage Urlaub waeren der Traum... So ein kleines Haeuschen mit Boot und ein Liegestuhl im Garten - perfekt! Es war alles so schoen entspannt dort, eigentlich nur der Fluss und Natur und die Nachbarn sind auch ein Stueckchen entfernt. Wir sind dann auch mit dem Boot ein Stueck in das Delta reingefahren und sind eine Weile auf einer der Inseln rumgelaufen. Ist wirklich nett dort (wie oft schreib ich das jetzt noch? ;-)) und wer weiss, algún día...!

Neues von der Streikfront oder Die spinnen, die Argentinier

Seit letzter Woche ist der Streik der Dozenten offiziell vorbei - zumindest zunaechst mal. D.h., eigentlich sollte das Uni-Leben ab sofort normal verlaufen. Da normal aber ziemlich langweilig ist, haben die Studenten beschlossen, ab sofort gegen die Wahl Alterinis zum neuen Rektor der UBA (siehe letztes Post) vorzugehen, die ja nur moeglich ist, weil die Strukturen der UBA und somit die Wahl zum Rektor undemokratisch sind usw usf... Meine ganz normale letzte Uniwoche:
Montag: In der Uebung zu meinem Geschichtskurs "Problemas Latinoamericanos Contemporáneos" (Thema: Lateinamerikanische Revolutionen) haben wir die erste von zwei Stunden ueber die Probleme der UBA diskutiert und sind mithilfe eines ueberengagierten (nichts gegen Engagement, Engagement ist toll, aber der ist wirklich UEBERengagiert) Kommilitonen darauf gekommen, dass wir was unternehmen muessen als Studenten der UBA, weils ja so nicht weitergeht. Die Strukturen muessen geaendert werden, auch die nichtbezahlten Dozenten sollen waehlen duerfen, wir muessen alle am aktuellen uniinternen Plebiszit teilnehmen, die Studenten von heute sind ja so uninteressiert an den Problemen (??? - die sollen mal nach Deutschland kommen!) und so weiter. Deswegen werden wir am Mittwoch in der Vorlesung mit dem Profe darueber diskutieren. Fazit: Wir befinden uns mitten in den Anfaengen einer Revolution.
Dienstag: Studenten der UBA besetzen zum dritten Mal das Gebaeude, in dem die Wahl stattfinden soll, es kann nicht gewaehlt werden.
Mittwoch: Vorlesung. Die erste Stunde wurde mal wieder diskutiert... Ergebnis: wir wollen die letzten zwei der heutigen vier Stunden oeffentliche Vorlesung machen, das heisst auf der Strasse, und so Puán, die Strasse in der sich die Uni befindet, sperren. Abstimmung: alle dafuer, einer dagegen. Sein Grund: Puán sperren bringt ja gar nix, da fahren in der Stunde vielleicht 12 Autos durch. Wenn wir was erreichen wollen, muessen wir schon Rivadavia sperren (vierspurig, fahren ne Menge Autos und einige Buslinien drauf). Neue Abstimmung: Gegenvorschlag angenommen. Klein-Lisa und Klein-Jutta befinden sich mitten in der Revolution, wundern sich ein bisschen, schmunzeln, laufen auf die Rivadavia, wo der Verkehr umgehend von den vielen Polizisten, die hier so rumstehen, umgeleitet wird (in Deutschland wuerden die wahrscheinlich was anderes machen...), wundern sich ein bisschen, schmunzeln und finden es toll, Kulturwissenschaft hautnah miterleben zu duerfen...