30 September 2006

Patagonien


Wenn man sich 30 Stunden in den Bus setzt, aber die Landschaft wenn man aussteigt immer noch genauso aussieht wie am Tag zuvor als man eingestiegen ist und man auch (wenn man nicht gerade schläft) aus den Fenster schaut und die die ganze Zeit die gleiche, rauh-schöne Landschaft sieht, ist man definitiv in Patagonien angekommen.

Zwei Wochen in Patagonien - ein wahnsinnig schönes Stück Land, und ich könnte euch schon wieder Beschreibungen wie wunderschön, beeindruckend, unglaublich, faszinierend, der Hammer und ähnliches um die Ohren schmeissen. Es tut mir wirklich leid, ich will euch nicht langweilen mit diesem Blog, aber so langsam gehen mir die Adjektive aus um euch so weit weg das zu beschreiben, was ich hier gerade jeden Tag sehe. Und es IST einfach so unglaublich schön - sorry, jetzt ist es schon wieder passiert...
Nachdem wir ja in Chile extensiv die Unabhängigkeit gefeiert haben ;-) , hatte Helen noch zwei Tage Urlaub und wir sind zusammen in den Süden Chiles gefahren, in die Seenregion nach Pucón. Es ist echt der Wahnsinn, Chile ist dort total grün, aber drumherum gibts ganz viele schneebedeckte Vulkane, wegen denen die Seen schwarze Strände haben.

Echt ne hübsche Mischung! Im chilenischen (wie auch im argentinischen) Teil Patagoniens gibt es eine Unmenge Nationalparks und in einem von denen haben wir dann eine 7-stündige Wanderung (ja, ihr lest richtig, ihr beiden in Stuttgart! ;-)) gemacht, vorbei an Seen, durch Bambuswälder auf einen Berg, auf dem dann statt der angekündigten vereinzelten Schneeflecken alles voller Schnee war, und zwar so hoch, dass wir teilweise knietief eingestürzt sind und sich leider rausgestellt hat, dass meine Wanderschuhe à la calidad argentina nicht wasserfest sind...

War aber trotzdem eine lustige Aktion - und dann war die Zeit mit Helen leider auch schon vorbei und es hiess Abschied nehmen für ein Jahr...
Ich bin dann alleine noch weiter durch die chilenische Seenregion, bis ich von dort aus wieder nach Argentinien gefahren bin, endlich wieder in´s billige Argentinien! In Chile wird man nämlich schon arm...
In Argentinien ging´s dann weiter mit den Seen: von Bariloche aus bin ich mit zwei Franzosen und einem Spanier (mal wieder neue lustige Reisebegleitung - die findet man hier so einfach! Diemal vor allem wegen der Sprache: ein Spanier, der kein Englisch und kein Französisch kann, eine Französin, die kein Spanisch, aber Englisch kann, ein Franzose, der denkt, dass er alle französischen Wörter nur spanisch aussprechen muss damit Spanisch rauskommt - tja, und ich, die ich zwar Spanisch und Englisch, aber kein Französisch spreche, mittendrin! Kauderwelsch pur - aber wir haben uns verstanden!) in einem Mietauto an sieben Seen entlang gefahren auf einer Strasse, die eher nach Bolivien als nach Argentinien gehört...

Nach einem kleinen Zwischenstopp in El Bolsón ging es harte 30 Stunden im Bus Richtung Süden, nach El Calafate, wo man den berühmten Perrito Moreno-Gletscher sehen kann:

Ziemlich krass, diese 60 Meter hohe, blau schimmernde Eismasse... Alle paar Jahre gibt es hier ein grosses Spektakel, wenn der Gletscher mal wieder die Verbindung zwischen zwei Seen versperrt (er bewegt sich zwei Meter pro Tag!) und dieser Durchfluss durch den immer mehr steigenden Wasserdruck gesprengt wird.

Auch El Calafate liegt an einem See...

Das, was hier wie eine Walflosse aussieht, ist - tatsächlich eine! Nach dem Gletscher ging´s schon auf zur letzten Station meiner Reise, nach Puerto Madryn, um auf der Península Valdés Wale, Seelöwen, Seeelefanten, Pinguine usw. zu sehen. Da war ich gestern, mit nem anderen Mietauto und anderen Leuten (diemal aus England und Australien - von den english, american and australian guys gibt es hier im Süden leider viel zu viele und ich muss die ganze Zeit englisch sprechen, was nach nem halben Jahr spanisch leider nicht mehr so super klappt...). Unglaublich, Wale von nem Boot aus aus zwei Metern Entfernung zu sehen! Und auch die ganzen anderen Tiere:

Ja, und jetzt ist sie zuende, meine Riesenreise... Nach tausenden von Kilometern im Bus, unzähligen verschiedenen Hostels, wunderschönen Landschaften und vielen neuen Bekanntschaften geht heute nachmittag mein Bus zurück nach Buenos Aires, dabei könnt ich grad noch ewig so weitermachen - Reisen ist so toll, und alleine Reisen macht sogar richtig Spass (ihr merkt, ich hatte davor leichte Zweifel...!)!
Muchíssimas gracias, thank you, merci, grazie, danke (in chronologischer Reihenfolge): Hannah, Gonçal, Mike, Genny, Tori, Luisma, Yuri, Maddy, los franceses de la frontera boliviana, Malin, Christoph, Nelson y los otros Cordobeses, Kokucha, Pamela, Mariano, Olmo, Blanca, Gilles y la gente del hostal en Cafayate, Sergio, Caro & Manuel, Judtih & Julien, Reina & Ashé, Eleonora, Stefano, Sonia y los otros de San Pedro, José, Helen und ihre WG, Dani y sus hermanas y primos, Maca, Katha & Alejo, Juan Pablo, Celine, Guilhem, Iker, Nicole, Lea, Marcelo, Marie, Sonja, Erik, Thalia, Erin, Vincent und Nick!

Fiestas Patrias


Dani und Helen
Mal wieder hab ich´s geschafft, in einem Land genau zum Nationalfeiertag zu sein: Argentinien am 25. Mai, den ich mit Hannah und patriotischen Argentiniern in Concordia verbracht habe, am 6. August war ich in Bolivien und hatte die dumme Idee, genau an dem Tag das halbe Land im Bus zu durchqueren und am 18. September, dem chilenischen Nationalfeiertag, war ich natürlich in Chile... Mal wieder verrückt und für uns Deutsche eher unverständlich, aber sehr lustig, weil ich und Helen von Dani eingeladen waren, zur Fiesta de los Primos mit ihr nach Chillán zu fahren, das ist das Dorf, aus dem ihre Eltern kommen. War verdammt lustig: ein Wochenende voller Asado (drei innnerhalb von 1 1/2 Tagen, fast schlimmer als in Argentinien...), Piscola (chilenischer Schnaps mit Cola - und die primos von Dani können genausoviel trinken wie sie, Jutta und Becca! Und angefangen haben wir um 7 abends -fatal!) und Cueca, dass ist die traditionelle Musik Chiles, zu der es auch einen tollen Tanz gibt, der nach dem Balztanz der Hähne und Hennen inspiriert ist (wirklich!) und entsprechend lustig aussieht:

Cueca

Dani und ihre Schwestern
Und von den vom Pisco inspirierten Cousins von Dani musste ich mir mal wieder anhören: lindos ojos, lindos ojos - die fahren hier voll auf blaue Augen ab, und da ich hier auch noch als blond durchgehe - Hilfe!
Das ganze hat in dem Landhaus der Familie stattgefunden, superidyllisch gelegen mit schneebedecktem Vulkan im Hintergrund:

14 September 2006

Chile

Vor 1 1/2 Wochen hiess es für mich: Abschied von Olmo und auf nach Chile! Meine erste Station war San Pedro de Atacama in der Atacamawüste. Nach den mehr oder weniger einsamen Bergdörfchen im Norden Argentiniens die Obertouristadt... Aber schöne Landschaft, keine Frage: Sonnenuntergang in der Wüste, Radfahren zu einer Schlucht...

Danach weiter nach Chañaral, wo ich unfreundlicherweise morgens um 4.30 Uhr angekommen bin und dann drei Stunden in einer ESSO-Tankstelle auf den Sonnenaufgang gewartet habe... Aber der Tag, der so schlecht angefangen hat, wurde super: mit dem Kayak im Nationalpark Pan de Azúcar zu einer Insel gepaddelt und Pinguine, Seehunde, Seelöwen und Pelikane gesehen, von ganz nah!

Am nächsten Tag ging´s weiter die Küste runter Richtung Süden, nach La Serena und in den Nachbarort Coquimbo, wo man am Hafen superlecker und superbillig Fisch essen kann!

Ja, und von dort aus nach Santiago de Chile! Wiedersehen mit Helen nach einem halben Jahr! Hab mich so gefreut, als sie mich hier am Busbahnhof abgeholt hat! Ausserdem Wiedersehen mit meiner chilenischen Freundin Dani, die ich in Buenos Aires kennen gelernt habe.
Mit der sind wir dann am Wochenende gleich mal nach Valparaíso gefahren, ein wunderhübsches Örtchen an der Küste mit vielen bunten Häusern, die an die umliegenden Hänge gebaut sind - eines davon hat dem Dichter Pablo Neruda gehört, mit Bett mit Meerblick...

Hier in Santiago wohne ich in der leicht chaotischen, aber gemütlichen WG von Helen und geniesse das kulturelle Angebot. War schon in vielen Kulturzentren und Museen und werde jetzt gleich noch ins Museum für moderne Kunst gehen. Am 17. und 18. September sind in Chile Nationalfeiertage zur Unabhängigkeit und alle drehen ähnlich durch wie in Argentinien am 25 de mayo... Es wimmelt nur so von Chile-Flaggen und Cueca-Musik, das ist chilenische Folklore. Am Wochenende fangen die Feste schon an, und zu so einem fahren Helen und ich mit Dani. Ihre Familie ist eigentlich aus Chillán, das liegt ca. 450 km im Süden von Santiago und es gibt ein Riesenfest mit Asado und der gesamten Familie!

Der magische Norden Argentiniens

Kitschiger Titel, ich weiss - aber es ist wahr: der argentinische Norden hat einen ganz eigenen Zauber, den ich davor noch nie erlebt habe! Das mag an der wahnsinnigen Landschaft liegen und den Bergen die einen ständig umgeben und an dem Gefühl von Freiheit, das man hier automatisch bekommt oder auch an der unglaublichen Herzlichkeit der Leute.
Von Tucumán bin ich über, Tafí del Valle, Amaicha del Valle, Cafayate und Cachi, lauter kleine Dörfchen, nach Salta gefahren und von dort aus in die Quebrada de Humahuaca (die Schlucht von Humahuaca) in die Örtchen Purmamarca, Tilcara und Humahuaca - insgesamt fast zwei Wochen lang.

Die Ruinen von Quilmes und Landschaft bei Tafí
Gleich am Anfang hab ich Olmo, einen Spanier, kennen gelernt, der die gleiche Route wie ich vorhatte - also sind wir von Amaicha bis Humahuaca zusammen weitergereist. War richtig schön entspannt, weil die Entfernungen ziwschen den Dörfern immer nur ein bis zwei Stunden waren, d.h. wir mussten keine Nächte in Bussen verbringen und hatten viel vom Tag. Haben´s uns auch echt gutgehen lassen: jeden Tag eine kleine Wanderung durch die Berge, lecker Essen und Wein (Cafayate ist eine DER Weingegenden Argentiniens), ab und zu ein Folklorekonzert und zwischendurch ein kleines Abenteuer: von Cafayate nach Cachi mussten wir trampen, weil da keine Busse fahren... D.h., 40 km konnten wir mit dem Bus fahren, aber dann haben halt noch ca. 120 km gefehlt. Tja, die erste halbe Stunde die wir an der Strasse sassen, haben wir die Fahrräder und Hunde gezählt und den Kindern gewunken, die vorbeigekommen sind - und dann hatten wir Glück: das erste Auto, das vorbeikam, hat gleich mal angehalten: zwei Spanier, die Olmo schon mal in Chile getroffen hatte, in einem kleinen Mietwagen! Perfecto! Die Strasse dort (die Ruta 40, die eigentlich die wichtigste Strasse Argentiniens ist) ist dort nur Sand und Steine und dementsprechend lang hat die Fahrt dann auch gedauert... Dabei gings durch Ortschaften mit nur einem Haus (aber mit Ortsschild!) und Orte, die nur aus vier Häusern bestehen, aber eine Kirche haben!

In Cachi gibt´s einen sehr hübschen Friedhof
Ausserdem durften wir in Purmamarca die Fiesta de la Virgen Santa Rosa de Lima miterleben: den ganzen Tag und die ganze Nacht ziehen kleine Orchester aus Panflöten und Trommeln durch die Gassen, die alle was anderes spielen und damit eine unglaubliche Kakophonie erzeugen... Abends haben uns ein paar Leute auf ein Glas irgendeines besonderen Getränks aus heisser Milch, Kokos und Ananasschnaps eingeladen und am nächsten Tag gab´s einen lustigen Gaucho-Wettbewerb!

Die Quebrada de las Conchas bei Cafayate
Die Landschaft hier ist echt der Wahnsinn! Die Berge sind nicht so, wie wir sie aus Deutschland oder sonstwoher kennen, sondern Berge in allen Farben, die man sich nur vorstellen kann: rot, weiss, gelb, grün, schwarz... Es gibt einen Berg in Purmamarca, den Cerro de los Siete Colores (Der Berg der 7 Farben), der in Wirklichkeit mehr als nur sieben Farben hat und vor dem man nur noch steht und staunt. Leider hab ich davon (noch) keine Fotos, weil an dem Tag die Batterie meiner Kamera den Geist aufgegeben hat...

Überall wachsen Kakteen und das Wetter ist der Hammer! Jeden Tag Sonnenschein pur (ich hab jetzt braune Arme und ein braunes Gesicht, der Rest ist käseweiss :-)) und ganz viel Sand und Staub, der einem jeden Abend in Haaren und Kleidern hängt. Hat irgendwie was von Wild West...