04 August 2006

Immer weiter geht die Reise: La Paz - Copacabana - Isla del Sol - Cuzco - Machu Picchu - Cuzco

Anderthalb Wochen sind vergangen, seit ich das letzte Mal was gepostet habe, aber in der Zeit hab ich so viel gemacht und gesehen, dass dieser Eintrag bestimmt nicht kurz wird! Das letzte Mal sass ich bibbernd in einem Internetcafe in Uyuni in Bolivien, inzwischen bin ich in schon in der Waerme: Cuzco, Peru!

Und hier gefaellt es mir doch tatsaechlich so gut, dass Luisma und ich gestern spontan beschlossen haben, unsere Busfahrt nach La Paz zu verschieben und zwei Tage laenger hier zu bleiben. Aber von vorne: in Uyuni mussten wir unfreiwillig einen Tag lang verbringen, um auf unseren Bus nach La Paz zu warten. Uyuni ist zwar alles andere als huebsch, aber im Endeffekt tat es gut, mal einen Tag lang "sinnlose" Sachen zu machen und sich die Zeit zu nehmen, E-Mails zu schreiben und gemuetlich durch Staedtchen, Laedchen und Cafés zu bummeln... In La Paz angekommen, ging erst mal die Hostelsuche los, die sich schwieriger gestaltet hat, als wir dachten: beladen mit unseren Rucksaecken durch die steilen Straesschen zu wandern (La Paz ist in einen Kessel gebaut), das Ganze bei angenehmer Waerme (die in unseren warmen Jacken aber zur unangenehmen Hitze wurde...) und nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht im Bus (der ein Witz ist zu argentinischen Bussen... Wer schon mal in Argentinien ueber Nacht gereist ist, weiss, was fuer ein Luxus das ist! Bolivien ist wie coche común aber ungemuetlicher und eisig kalt. Wenn ich nicht meinen Schlafsack mit in den Bus genommen haette, waere ich gestorben!)... Wir sind letztendlich in einem Hostel voller Israelis gelandet (alle Schilder waren auf hebraeisch geschrieben!) und haben uns daran gemacht, die Stadt zu erkunden. La Paz ist eine der hoechsten Staedte der Welt (3600 m) und einfach der Wahnsinn: die Innenstadt ist ein einziges Chaos aus Menschen und Autos und von fast jedem Punkt aus sieht man, wie unzaehlige Haeuschen und Huetten an den Berghaengen drumherum kleben. Man hat das Gefuehl, dass sich das gesamte Leben der Paceños auf der Strasse abspielt: es gibt kaum Laeden, dafuer sind aber die Gehwege voll von Staenden (an denen man alles bekommt: Brot, fertig gekochtes Essen, Empanadas, Kosmetik, Blumen, Saft, Kleider,...) und Menschen und die Strassen sind voll von Menschen, die wegen den Staenden auf den Gehwegen keinen Platz mehr haben und natuerlich von einer Unmenge Autos und Bussen (die hier auch ein Phaenomen fuer sich sind: es gibt nicht nur einen Fahrer, sondern noch einen Art Assistenten, der staendig aus dem Fenster bruellt, wo der Bus hinfahert und wieviel das kostet!). Aber gerade das macht diese Stadt so faszinierend: ein lebhaftes Gewusel, in dem es an jeder Ecke neue Dinge zu entdecken gibt. Genauso hat diese Stadt aber ihre stillen, huebschen Ecken, und das nur eine Querstrasse vom Gewusel entfernt! Mit bunten, im Gegensatz zu BsAs gut erhaltenen alten Haeusern.

Was mir nicht so gefaellt, sind die Bolivianer. Die Mehrheit ist wirklich unfreundlich und unsympathisch und laesst uns spueren, dass sie uns als reiche Gringos verachten. Beispiel: im Bus nach La Paz sass ich neben einer Bolivianerin, die gesagt hat: "Wie koennen die nur eine Bolivianerin neben eine Auslaenderin setzen?!" als sie gesehen hat, dass ich ihre Sitznachbarin bin...
Der zweite Tag in La Paz war etwas abenteuerlich: von Tori und Genny, die mit uns die Jeeptour in Uyuni gemacht haben, haben wir den Tipp bekommen, eine Mountainbiketour von La Paz den Berg runter in den Dschungel (die Yungas) zu machen - auf der gefaehrlichsten Strasse der Welt. Was ganz lustig klang, war es (zumindest fuer mich) nach ner Weile nicht mehr. Denn diese Strasse verdient ihren Namen wirklich. Eine schmale Schotter- und Sandpiste, die sich an einem steilen Berghang entlangschlaengelt - zwei Autos passen kaum nebeneinander... Was heisst, dass es links gut bergab geht, teilweise 100 Meter. Was einem wirklich Mut macht, ist dann auch, dass man abgestuerzte Laster einige Meter unter sich sieht... Und ungefaehrlich fuer uns war die ganze Sache auch nicht: auf der Haelfte der Strecke hat ploetzlich ein Maedel aus unserer Gruppe gefehlt: abgestuerzt - aber viel Glueck gehabt. Eigentlich haette ihr viel mehr passieren muessen, aber sie ist auf einem Felsvorsprung haengen geblieben und das hat wahrscheinlich ihr Leben gerettet. Ich hab mich davor schon leicht unsicher gefuehlt und nachdem das passiert ist, hab ich beschlossen, mich in den Begleitbus zu setzen und die Landschaft zu geniessen, statt Angst zu haben! Und das hat sich auch echt gelohnt: wenn man von 4200 auf 1600 Meter runtergeht, ist man in den Tropen! Palmen, Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit! Das Ende der Tour war dann auch angenehmer als der ganze restliche Tag: Swimmingpool, Duschen und Essen in einem kleinen Paradies im Dschungel!
Der naechste Tag hat uns neue Reisebegleitung verschafft: Luisma (Abkuerzung fuer Luis Maria), ein Spanier, den Hannah aus Córdoba kennt. Zu viert sind wir also am naechsten Tag an den Titicacasee aufgebrochen: nur drei Stunden von La Paz entfernt, aber die Landschaft ist total anders: in Copacabana (ja, das gibt´s nicht nur in Brasilien, sondern auch in Bolivien!) angekommen, dachten wir, dass wir am Meer statt an nem See angekommen sind. Der See ist so gross, dass man das andere Ufer nicht sieht - und dazu eine wirklich angenehme Waerme... In Copacabana haben wir uns die Karhedrale angeschaut, die von aussen eigentlich interessanter ist als von innen. Denn draussen warten eine Unmenge gestoerter Bolivianer und Peruaner (Copacabana ist nur eine Stunde von der bolivianischen Grenze entfernt) mit ihren buntgeschmueckten Autos und bewaffnet mit Sekt, Chinaboellern und der gesamten Familien darauf, dass ihr Auto gesegnet wird um es vor Unfaellen zu bewahren - echt ein Spektakel! Am naechsten Tag haben wir uns mit dem Boot auf den Weg zur Isla del Sol, der Insel der Sonne, gemacht. Wenn man auf der Insel ist, glaubt man nicht mehr, dass man in Bolivien, sondern in Griechenland oder Italien ist: die Landschaft ist total mediterran und darueberhinaus wunderschoen!!

Wir haben uns Inkaruinen angeschaut, die uns ein faenomenaler Fuehrer erklaert hat (fuer die, die dabei waren: hay tres cosas las más importantes: no robar, no mentir las palabras y no ser flojo... Man beachte das Spanisch! ;-)). Danach sind wir drei Stunden lang vom Nordende ans Suedende der Insel gewandert - wie gut die Bewegung nach so viel Bussitzen tat! Dort angekommen, haben uns doch tatsaechlich heisse Duschen erwartet- eigentlich hatten wir uns mal wieder auf ein paar Tage ohne Wasser am Koerper eingestellt! Abends sind wir dann essen gegangen - in einem mehr als familiaeren Restaurant: es gab sage und schreibe zwei Tische und die Koechin=Bedienung=Besitzerin hat just in dem Moment, in dem wir sie bestellt haben, angefangen, die Suppe zu kochen. Das hat dann ueber ne Stunde gedauert, in der wir schier gestorben waeren, aber das Warten hat sich letztendlich gelohnt! ;-)
Nach einer Nacht in Hostel mit Meer - aehh, Seeblick sind wir dann nach Peru gefahren und abends in Cuzco angekommen. Dort haben wir erst mal unsere Tour nach Machu Picchu geplant, was gar nicht so einfach war: als wir am Bahnhof angekommen sind und die vielen Leute gesehen haben, dachten wir erst, wir muessten den Traum von Machu Picchu begraben... (Jutta: Tickets reservieren!! Dann kommt man auch schneller dran...) Nach zwei Stunden warten hatten wir dann aber tatsaechlich sauteure Tickets nach Machu Picchu - die einzige Moeglichkeit (ausser ner eintaegigen Busreise plus Wanderung) ist, einen Zug fuer 40 Dollar zu nehmen - und das ist die Backpacker-Kategorie - das ich nicht lache! Das Geld geht nicht mal an Peru, weil die Linie England und Chile gehoert, denn unter Fujomori haben die Peruaner alles vertickt - Machu Picchu war der naechste Punkt auf der Liste, unglaublich, oder? Das Geld hat sich aber gelohnt, denn Machu Picchu live zu sehen ist wirklich der Hammer! Und wir haben natuerlich das volle Programm durchgezogen: um 4 Uhr morgens aufgestanden, um zu Fuss hochzukraxeln (ganz schoen steile Treppen...) und die Touribusse an uns vorbeifahren zu lassen um zu sehen, wie es langsam Tag wird und die Wolken die Berggipfel freigeben - die Landschaft ist so unglaublich schoen!

"Que lindo!" und "Que impresionante!" waren die Ausrufe des Tages! Oben angekommen haben wir nach einem kurzen Fruehstueck gleich den naechsten Aufstieg in Angriff genommen: Waynapicchu, ein Berg, von dem aus man eine super Sicht auf die Ruinen hat:
Nachdem wir uns von den "Strapazen" erholt haben, haben wir uns dann zusammen mit ein paar anderen Leuten einen guía (Fuehrer) organisiert, der uns jeden Stein und dazu die Geschichte der Inkas und Machu Picchu erklaert hat - war echt superinteressant!
Und da das noch nicht genug war, haben wir den Abstieg natuerlich auch wieder zu Fuss gemacht... An diesem Abend sind wir ziemlich fertig, aber auch ziemlich gluecklich in unserem Hostel angekommen, haben uns ne Dusche und Essen gegoennt und sind todmuede ins Bett gefallen...
Zurueck in Cuzco hatten wir eigentlich vor, am selben Abend noch nach La Paz zurueck zu fahren und hatten auch schon Tickets, als uns was dazwischengekommen ist: wir sind Essen gegangen. In einem Restaurant, das zu einer Einrichtung fuer Kinder gehoert und das unterstuetzt - superleckeres, billiges Essen und alles geht an die Einrichtung. Die Leute (die meisten Freiwillige) sind auch supercool drauf, mit denen haben wir ein bisschen gequatscht und ploetzlich alle Lust bekommen, zu bleiben und zu helfen... Also haben wir nach dem Essen bei der Aldea Yanapay (www.aldeayanapay.org) vorbeigeschaut und waren alle voll begeistert: Yuri, der das alles aufgezogen hat (28 ist der Typ erst und das Projekt laeuft bereits seit drei Jahren!), hat uns erklaert, wie alles so ablaeuft: Kinder aus armen oder Problemfamilien kommen nach der Schule in die Aldea, wo sie Hausaufgabenhilfe, Englisch-, Musik- oder Jonglierstunden (je nach den Faehigkeiten der jeweiligen Freiwilligen) bekommen und mit ihnen gespielt wird. Yuri ist der beeindruckendste Typ, den ich je getroffen habe: er hat einen unglaublichen Idealismus, aber gleichzeitig ist er harter Realist, der alles in die Tat umsetzt, von was er so traeumt und so dermassen selbstlos handelt - haette nicht gedacht, dass es sowas gibt. Hat alles aus eigener Kraft und aus eigenem Geld aufgezogen, das Restaurant ist sein letztes Projekt, das die Aldea finanziell unterstuetzen soll und er hat auch schon ein neues: ein Kulturzentrum, denn in Cuzco existieren kulturelle Angebote fast ausschliesslich fuer Touris... Tja, nach ner kurzen Bedenkzeit haben Luisma, ich, Julia und Jose (zwei Spanier, die wir auf dem Weg nach Machu Picchu kennen gelernt haben) beschlossen, zu bleiben. Hannah und Goncal mussten den Bus nach La Paz nehmen, weil sie rechtzeitig in Córdoba an der Uni sein muessen. Ja, und jetzt mal schauen, was uns bei den niños erwartet! Ich freu mich!!
So, nachdem ich ein Bild hochgeladen habe, tut´s auch schon wieder nicht mehr - die kommen dann alle, wenn ich bei Hannah in Córdoba bin, dale?

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Hallo mein Lis,
nimm doch bitte den Südamerikawinter zurück - hier ist es arschkalt und gefühlsmäßig regnets hier von morgens bis morgens.
Mädel - bass auf Dich auf, vor allem beim radfahren.
Dein Babba

12 August, 2006 11:00  
Anonymous Anonym said...

Hi Lisa!

Das hört sich ja alles voll spannend an bei Dir ;) Bin ja ganz neidisch, wenn Du von tropischen Temperaturen redest... *g* Geniess Deine Zeit noch & ich freu mich schon auf die Bilder ;)

Ganz liebe Grüße,
Miri

12 August, 2006 21:25  

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